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Gefangen im digitalen Rauschen. Und mein Ausweg daraus.

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In den letzten Wochen war es hier im Blog, aber auch auf den anderen „sozialen“ Kanälen wie Twitter, Facebook und Strava recht ruhig meinerseits. Einzig die 14tägigen Velosnakk-Folgen blieben. Aber weder gab es Tweets noch Blogbeiträge.

Mein täglich Brot verdiene ich in der digitalen Welt als Selbständiger Webdesigner. Ich sitze in der Regel den ganzen Tag am Rechner und arbeite „im und fürs“ Internett. Ich bin immer online, hab immer und überall mein iPhone dabei. Bin immer erreichbar, lasse mir alles aufs iPhone puschen und beantworte jeden Tweet, Mail oder Kommentar sofort und umgehend. So war das bisher. Bis vor kurzem. Ich fühlte mich mitterweile gefangen und beherrscht von der Technik. Nicht ich hatte die Kontrolle über sie, sondern die Technik über mich. Das ganze führte dazu das ich machmal, ja vielleicht garnicht so selten wie ich mir einbilde, zu wenig vom „Offline“leben mitbekam. Eigentlich war ich fast ständig mit meinem Kopf online und nur mit einem halben Gedanken für meine Menschen rund um mich da. Es war ein Teufelskreislauf. Mein Smartphone war das erste was ich am morgen als erstes in der Hand hatte und das letzte am Abend. Sofort nach dem Wach werden, noch im Bett liegend, wurden alle Kanäle gecheckt und beantwortet. Unzählige Male öffnete ich Facebook am Tag, checkte Statistiken und Zugriffe, beantwortete Kommentare und Tweete aus allen Lebenslagen.

Und irgendwann kommt dann die Einsicht, das sich genau das ändern muss. Ich war unausgeglichen, fühlte mich ständig gestresst und unter Strom. Diese unerbitterlichen Pusch-Nachrichten meines Telefons die mir immer sagten: da will jemand was von dir, du bist wichtig, los – lies mich, antworte mir. Ich war genervt, von mir und meiner Sucht die ich ja auch so gut verstecken konnte auf Arbeit, da ich da ja quasi den Tag schon an der Droge Internet sass.

Doch angenervt sein alleine reicht nicht immer aus, man muss da auch handeln. Aber wenn man so gefangen ist, fällt einem das nicht unbedingt leicht. Doch dann passierte etwas unvorhergesehenes: beim upgrade meines iPhones auf die aktuelle Software crashte es und starte nur noch einem „Bluescreen“. Nix ging mehr von einer Minute auf die nächste. Schnell war klar, das Gerät wird dank Garantie getauscht via Postweg. Sowas dauert hier in Norwegen aber ne ganze Weile und so kam es, das ich 3 Tage ohne iPhone unterwegs war. Kein Telefon was klingelt, keine Push-Benachrichtigung. Kein reflexartiges zücken des iPhones sobald man irgendwo sitzt, steht, wartet, auf dem Klo sitz. Ich erinnerte mich zurück als ich vor 10 Jahren mit Rauchen aufhörte und vieles wieder neu entdeckte. Am krassesten fand ich den Kaffee ohne Kippe oder das Warten in der Kneipe auf jemanden ohne dabei was zwischen den Fingern zu haben. Und so ging es mir in den Tagen auch. Kein Smartphone und somit weniger Interet ausserhalb meines Jobbes.

Ich entspannte und merkte zugleich, welche Relevanz Dinge haben. Ich begann einiges kaum zu vermissen und anderes neu zu entdecken und kam auf die Idee, auf meinem neuen Austauschgerät kein Backup einzuspielen und somit nahtlos dort weiter zu machen wo ich vorher aufgehört hab. Nein, ich installierte mir nur die Apps, die ich auch für wirklich wichtig hielt und auch immer erst in genau diesem Moment. Auf Mails und Facebook verzichte ich bis heute, hab für kein Apps Push-Benachrichtung aktiv. Heute erst installierte ich Echofon um doch ab und an mal durch meine Twitter timeline zu scrollen. Den neben den ganzen „negativen“ Dingen hat mir mein Blog, das Podcasten und Twitter dieses Jahr auch viel gegeben. Viel Positives.

Ich habe in den letzten 8/9 Jahren auf genau diesen Kanälen Menschen kennen gelernt von denen ich dieses Jahr viele in live teilweise zum ersten Mal getroffen habe. Jede einzelne Bewegung war echt klasse und ich erinnere mich daran wirklich gern zurück. Und genau dieses Menschen verlor ich aber auch in den letzten Wochen wieder etwas aus den Augen und mir war irgendwie klar, ich brauche einen Mittelweg.

Wie dieser genau aussieht weiss ich noch nicht. Es ist schwer diese Grenzen zu ziehen und nicht wieder in Alte Muster zu verfallen. Ich bin viel ausgeglichener, ruhiger und effektiver als vorher. Im Jobb hab ich derzeit irre viel zu tun, aber ich fühle mich nicht gestresst seit ich das digitale Rauschen einfach abgeschalten habe. Nun knippse ich einiges wieder an, werde hoffentlich wieder öfters Bloggen ohne ständig auf die Statistik schauen zu müssen. Werde hoffentlich wieder mehr Twittern ohne das ich wieder in das „ich muss jetzt sofort und unmittelbar live in noch der selben Sekunde und egal was da gerade um mich herum passiert des ist jetzt nur eins wichtig“ – Muster verfalle.  Hoffe es wird mir gelingen diesen Mittelweg zu finden. Und vielleicht werde ich in den kommenden Jahren nicht nur auch ganz bewusst einen Trainingsfreien Radsportmonat einlegen, sondern ganz gewusst auch jedes Jahr einen Zeit in der das digtitale Grundrauschen auf eine Minimum runtergefahren ist . So als reset und Neustart. Gut hat es mir auf jeden Fall getan.

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