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Eine Woche Trainingslager: Gran Canaria

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Nun gab es schon die ersten Ausfahrten nach einer Woche Radurlaub auf Gran Canaria und ich war schon gespannt wie sich da anfühlt. Klar, von nicht mal einer handvoll Ausfahrten kann man nicht die grossen Rückschlüsse ziehen. Aber ein Gefühl bekommt man schon ob eine intensive Trainingswoche was gebrachten haben könnte. Und muss sagen, ja – das war ein gutes Gefühl und vor allem ging es auf allen Touren sogar recht zügig voran. Ich werd das mal weiter beobachten aber der Erste Eindruck sagt mir: die 1.000 km und knapp 20.000 Höhenmeter hab ich nicht Umsonst zurückgelegt.

Auf dem Dach Gran Canarias: dem Pico de las Nieves

Schon vor einem Jahr als es auf Twitter und in Blogs viele Fotos aus Trainingslagern gab, dachte ich mir: Ich will ich auch! Dieses Jahr hab ich das Ganze dann die Tat umgesetzt. Reden kann man immer, machen muss man dachte ich mir. Der Zeitraum war schnell gefunden: Mitte März. Im April ist schon zuviel los und ausserdem gibts dann auch schon den Saisonauftakt am Ende. Ursprünglich wollte ich nach Mallorca, aber auf Grund fehlender sinnvoller Flugverbindungen wurde es Gran Canaria (ja, dahin gibts direkte Flugverbindung jeden Samstag von Stavanger :)) und es war eine gute Wahl für mich.

Erster Einruck

Am Flugehafen auf Gran Canaria war irre viel los. Nicht nur am Gepäckband, sondern auch am Speergepäckschalter. Bikes Bikes Bikes. Es war klar, ich bin nicht der einzige und traf gleich noch bekannte Gesichter aus Stavanger wieder. Dann ab in den Bus ab zum Hotel und das war erstmal ernüchternd. Staubig, steinig, dreckig und windig präsentierte sich die Insel. Daran musst ich mich erstmal gewöhnen. Es war das erste Mal Gran Canaria, das erste Mal Vulkaninsel. Mein Hotel lag in Maspalomas wo am Ankunfsabend der alljährliche Karnevalsumzug stattfand. Party party party, was am nächsten morgen aber auch „Glas überall“ bedeutete.

Erste Ausfahrt

Einen richtigen Plan hatte ich nicht (lag auch daran das ich nicht wusste wo das Hotel ist) und hatte am Ankunftsabend nur kurz einen Blick auf die Karte geworfen. Aber da gab es eine Strasse die mich in die Mitte der Insel führte, die GC-60. Die mal fahren und dann irgendwann schauen das ich in Richtung Westen abbiege und an der Küste dann wieder zurück finde. Was Biken auf Gran Canaria bedeutet wurde mir schlagartig klar: klettern, klettern, klettern und das in einer wunderbaren Landschaft. Kommt man ein paar km ins Landesinnere und ein paar Meter in die Höhe, gibts mehr als nur Steine und kahle Felsen. Oben in den Bergen erwartet einen eine wunderbare Landschaft, tolle Serpentinen, malerische Dörfer. Das alles bezahlt man mit viel Schweiss der auf den langen Anstiegen gefordert ist.

Der Plan ging so auf und am Ende standen 150 km und knapp 3.500 Höhenmeter auf dem Garmin. WTF dachte ich mir. Waren das wirklich so viele Höhenmeter und vor allem, gleich am ersten Tag? Wie wird das wohl weitergehen?

Zweiter Tag

Wenn ich am ersten Tag, quasi beim Einrollen, schon 3500 hm hinlege, wie werde ich die Woche überleben? Ich bekam Angst und dachte, ich fahr dann mal in Richtung Osten nach Las Palmas ne Kaffee trinken. Wie schon am Tag vorher kam ich morgens gut aufs Rad. Am Anfang auf Strassen voller Autos, dann auf Nebenstrassen die sogar Spass machten und dann auf Nebenstrassen, die mich mehr verwirrten als vorwärts brachten. Ca 15 km vor dem Ziel gab ich auf. Zu viele Nebenstrassen die das Vorwärtskommen ohne konkrete Route schwer machten. Sackgassen und das ständige Anhalten nervten. Ergo umdrehen und dann zack, ab rechts in die Berge um dann die GC-60 diesmal nicht bergauf, sondern bergab zu fahren. Am Ende waren es rund 140 km mit nur 2.500 hm.

Dritter Tag

Ok, nach dem eher ruhigen Tag gestern wollte ich es heute wissen. An Las Palmas im Nord-Osten bin ich tags vorher gescheitert, also gehts heute an der Westküste in den Norden. Irgendwie macht es doch mehr Spass ein Ziel vor Augen zu haben. Der erste Anstieg war ganz Moderat und ich überholte einige Leute. Dabei versuch ich immer nett zu grüssen und huch, da tauchte rechts neben mir plötzlich ein alter Bekannter aus dem Team Jæren auf. Ich drosselte mein Tempo und wir quatschten ein paar Kilometer am Aufstieg bis ich in einer etwas unübersichtlichen Situation mich plötzlich hundert Meter vor ihm befand. Da es mir eh etwas zu langsam ging und ich ja noch ein paar Kilometer an dem Tag vor mir hatte nutzte ich die Gelegenheit und zog davon. Der erste längere Aufstieg nach Mogan war noch ganz moderat, aber danach wurde es hart. Richtig hart für mich allein. Ziemlich welliges Gelände, mittellange Anstiege und immer der Wind von vorn. Ich wurde schon gewarnt das da im Westen/Nord-Westen deutlich windiger sein sollte, aber damit hatte ich nicht so ganz gerechnet. Naja, ich biss mich durch aber durch den Wind verging die Zeit wie im Fluge und ich kam nicht so richtig vorwärts. Ursprünglich wollte ich bis an die Landzunge/Halbinsel im Nordwesten, merkte aber da wird knapp und vorm „Hügel“ aus sah ich das dies auch eher wie ein Industriegebiet aussah. Also bog ich ab in Richtung Inselzentrum und starte den Rückweg.

Mit der Abendsonne zurück ins Hotel.

Die Zeit war schon fortgeschritten und ich wusste, über die Berge wird es nicht gerade weniger anstrengend. Auf mich wartete ein laaaanger, unbekannter Anstieg auf dem ich mehr oder weniger allein unterwegs war. Auf der Karte war durch die vielen Kurven nicht so ganz ersichtlich wie lang der Weg eigentlich sein wird in den Bergen und, es gibt auf Gran Canaria zwar viele Richtungsschilder, aber darauf findet man keine Entfernungsangaben. Ich hatte ein ziemlich unsicherer Gefühl ob ich es noch vor Sonnenuntergang schaffe. Ich wusste das es ziemlich genau um 19:30 fast schlagartig dunkel wird. Der Anstieg über knapp 30 km dauerte fast 3 Stunden bevor es in eine erste Abfahrt ging und ich mich nach ein paar km auf der GC 60 Wiederfand, der Strasse auf der ich schon am Tag 1 unterwegs war. Bekanntes Gebiet und ich wusste, jetzt geht es knapp 50 km bergab bis auf ein paar Zwischenanstiege. Puh, was für ein schönes Gefühl. Letztendlich konnte ich sogar noch eine entspannte Fotopause einlegen und kam mit den letzten Sonnenstrahlen entspannt am Hotel an. Es war ein langer Tag – knapp 200 km mit fast 5.000 Höhenmetern.

Vierter Tag

Restday war angesagt. Nach den km vom Tag zuvor wollte ich mich etwas erholen. Das mach ich am besten auf dem Rad und nicht im Pool. Rumgammeln kann ich auch zu Hause dachte ich (ok ok, nicht bei 30 Grad am Pool, aber ihr wisst schon was ich meine), ich bin hier zum Biken. Also ab aufs Rad, wieder an der Küste in Richtung Westen nach Mogan und den ersten moderaten Anstieg hoch, dort wenden und zurück. Am Abend war ich überrascht das auf die 115 km doch fast 2000 Höhenmeter zusammen gekommen sind. Wow, hätte ich nicht vermutet, tat aber am Ende gut und meine Beine waren nach einer Stunde warm fahren auch gut in Form gekommen.

Fünfter Tag

Via Twitter wurde ich auf den Pico de las Nieves aufmerksam gemacht, mein Ziel für den fünften Tag. Der Pico de las Nieves ist der höchste Berge mit 1949 m und ist nur knapp 50 km vom Hotel entfernt. Die 50 km gehen aber im wesentlichen bergauf bis auf ein paar kleiner Zwischenabfahrten und ich schob mich bis auf einen kurzen Navigationsstop drei Stunden lang Non-stop den Berg hoch. Hach war das genial und hat richtig Spass gemacht. Es ging wieder die schon bekannte GC-60 hoch und da ich um 8:30 los bin auch im wesentlich allein. Ich traf auf dem gesamten Anstieg keinen einzigen anderen Radfahrer, ganz anders als auf der Abfahrt. Da kam mir eine Perlenkette an RadfahrerInnen entgegen die sich den Berg hochkurbelten. Was war ich froh schon „zeitig“ los zu sein (was ich im übrigen generell empfehle) und so nicht in einer Herde andere Biker umschlossen zu sein. Sehr sehr schön. Die Abfahrt war sehr nett, wobei ein Teil der GC-605 eher eine MTB-Strecke ist. Bei so einer extrem schlechten Strasse macht in der Abfahrt nur sehr begrenzt Spass. Bremsen und versuchen die grossen Löcher nicht zu treffen war angesagt. Nach 5 km war das dann vorbei und klasse Asphalt begleitete mich bis zum Hotel.

Sechster Tag

Puh, der vorletzte Tag. Am Tag danach gehts zurück und ich wusste ich kann am morgen vielleicht nochmal ein paar km machen. Also was heute anstellen? Nach den Bergen der letzten Tage hatte ich keine richtige Lust auf Berge sondern wollte mal was flaches. Flach geht nur an der Küste. Richtung Osten sind die Strassen voll, Richtung Westen war ich schon viel unterwegs. Naja, also ab in Richtung Westen bis nach Mogan Beach und zurück. Und nochmal nach Mogan Beach und zurück und dann nochmal so die halbe Strecke und zurück. Klingt langweilig? War es auch. Bis auf die netten Gespräche mit anderen Biken. An dem Tag war ich in Klub-Sachen unterwegs und wurde von vielen Norwegern angesprochen. So verging dann die Zeit doch schneller als Gedacht, die Kilometer rollten so vor sich hin, hier und da ein Intervall an einem der unzähligen kleinen Anstiege und so standen dann doch 150 km auf dem Garmin bei knapp 2300 Höhenmetern. Wieder mal Flach – für die geografischen Verhältnisse vor Ort.

Letzter Tag und  Abreise

Da ich erst um 12 Uhr aus dem Hotel musste hatte ich genug Zeit am morgen nochmal aufs Rad zu steigen. Nochmal? Ja! Ich hatte am Vortag mal die km und Höhenmeter addiert und festgestellt, das bis 1000 km und 20.000 Höhenmetern nicht mehr viel fehlt. Also ging es um 7:30 Uhr aufs Rad und wieder ab nach Mogan. Aber diesmal nur hin und wieder zurück. Besonders schön war, dass an einem Samstag Morgen um 8 Uhr einfach keiner unterwegs war und ich die Strasse für mich allein hatte. Sehr sehr angenehm.

Also hab ich den Sack zugemacht, war rechtzeitig zurück im Hotel und hatte noch Genügend Zeit zum Duschen, Packen und Auschecken.

Zusammenfassung

Ich kann für mich sagen: ich hatte eine tolle Woche mit klasse Wetter die ich versucht habe maximal zu nutzen. Ich konnte mein Ziel täglich zwischen 6 und 8 Stunden auf dem Rad zu sitzen erreichen und hab so 1000 km mit 20.000 Höhenmetern zurückgelegt. Allein. Ich hatte Glück was die Lage des Hotels betraf (immerhin blieben mir drei Himmelsrichtung zur Streckenwahl) und ich war froh darüber allein unterwegs sein zu können. Dadurch bin ich morgens immer zwischen 7:30 und 8:30 los und konnte den Tag nutzen.

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Auf die Frage hin ob Gran Canaria gut als Ort für ein Trainingslager geeignet ist bin ich ehrlich gespalten. Gran Canaria hat Berge und das muss einem klar sein. Will man täglich 200 km machen, wird das hier schwer werden. Will man aber Berge fahren und seine Fahrtechnik in den Abfahrten verbessern, ist man hier richtig. Auf Grund der langen Anstiege und der schmalen Strassen find ich auch Gruppen bis max. 3 – 4 Leute ok, darüber hinaus wird es schwer irgendwie zusammen zu bleiben. Allein find ich schon am besten da man eben in den Anstiegen sein Tempo fahren kann, ohne das jemand warten muss auf den anderen. Mich entspannt das eher, auch wenn man natürlich aufpassen muss nicht irgendwann Selbstgespräche zu führen. 😉

Ich werd sicher nicht das letzte Mal auf Gran Canaria gewesen, hab aber auch Lust noch andere Regionen kennen zu lernen. Das nächste Mal vlt. nach Italien, oder auf das spanische Festland. Mal schauen, irgendwo hin wo es vlt. weniger Vulkangestein und etwas mehr grün gibt. Es gibt schliesslich noch viel zu sehen auf dieser Welt 🙂

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