Richtiger Rhythmus
Die ersten Etappe ging fix dank Rückenwind und Gruppenfahrt. Fixer als erlaubt. Erlaubt? Ja, es gab nicht nur eine „closing time“, sondern auch eine „opening time“ die soweit ich weiss auf einem Durchschnitt von 30 km/h basiert. An der ersten Station waren wir zeitiger da und auch an der zweiten, trotz 10 Minuten Pause an der ersten Station. Die ersten beiden Etappen fuhren ich zusammen mit Olaf, Paul und einigen mehr, was sich aber nach der zweiten Station zerschlug. Gemeinsam mit Paul fuhr ich noch am zweiten Kontrollpunkt los, aber er signalisierte gleich das es nicht sein Tag ist und wiederholte mehrfach „ich solle ja nicht auf ihn warten sondern meinen eigenen Rhythmus fahren“. Nach ein paar km tat ich dass dann auch und entfernte mich von ihm langsam aber stetig. An den folgenden Stationen traf ich Paul am Laufe des Sonntags immer wieder, dann am Montag abend wieder als ich gerade Edinburgh verliess kam er herein. Dienstag sahen wir uns garnicht und am Mittwoch Nachmittag trafen wir wieder zusammen und ich fuhr mit Paul die letzten beiden Etappen zusammen.
Als ich mich am Sonntag aber vor ihm verabschiedete war es erstmal komisch, so langsam davonzufahren, nicht zu warten. Aber es war richtig, goldrichtig, den anders konnte ich meinen eigenen Rhythmus nicht finden. Von da an fuhr ich weite Teile allein. Am späten Abend bei hereinbrechender Nacht traf ich noch auf Armin,mit dem ich ein paar Stunden sogar zusammen fuhr bis ich mich entschied am Montag morgen in Brampton eine längere Pause einzulegen. Doch mit Armin passte es Tempomässig perfekt und ich denke keiner von uns musste irgendwie auf den anderen Rücksicht nehmen. Es passte einfach und im übrigen war Armin am Ende mit der zweitschnellsten Zeit im Ziel (hier sein Bericht). Von Montag morgen bis Mittwoch Nachmittag fuhr ich eigentlich allein bis auf die paar km mit den beiden Deutschen die gerade aus einem B&B gestolpert waren uns wir so bis kurz vor Brampton (hier nun Rückweg) zusammen fuhren. Durch das allein fahren konnte ich denke ich sehr effektiv fahren, meinen Rhythmus finden, musste nicht überdrehen um irgendwo dran zu bleiben. Dadurch waren meine Beine eigentlich sehr sehr locker. Als ich zur Halbzeit in Edinburgh ankam hatte ich keinerlei Erschöpfungsgefühl, keine schweren Beine oder auch nur einmal Krämpfe gehabt. Ich radelte locker vor mich hin und fand den für mich optimalen Rhythmus. Schau ich mir die Trittfequenz jetzt nachträglich an, bin ich sogar überrascht wie langsam die war – so um die 80. Aber es fühlte sich gut an und genau darum geht es. Da es am Sonntag so gut lief und scheinbar meinen Rhythmus gefunden hatte dachte ich mir, das ich es wirklich packen könnte bis Edinburgh durchzufahren ohne lange Schlafstop. Sogar die Nacht lief noch gut aber im Morgengrauen des Montags merkte ich, es wird zu gefährlich. Ich hatte das Gefühl auf dem Rad einzuschlafen. Beim treten. Sowas wie Sekundenschlaf. Ich versuchte mich irgendwie wach zu halten aber einerseits fehlte mir da etwas die Erfahrung und fragte ich mich, warum ich nicht einfach schlafen sollte. Ich hatte doch kein Zeitziel und die Idee bis Edinburgh nicht zu schlafen kann man ja auch beim nächsten Mal versuchen. Es drängelt mich ja nix. Ziemlich genau nach 24 Stunden und 550 km auf dem Rad machte ich eine Schlafpause in Brampton die auch genutzt wurde, mein Rad zu fixen.
In der Nacht, ungefähr bei Kilometer 340 passierte es: Ich rauschte bergab, unten eine scharfe Rechtskurve und ein grosses Loch. Krach – ich mittenrein. Ich rauschte da so doll rein das es mir sogar die Trinkflaschen aus dem Halter Riss. Flaschen einsammeln und Rad checken. Mist – Hinterrad steht schief. Genauer geschaut – keine Acht drin, alle Speichen ok. Gut, es war Dunkel und ich leuchte lediglich mit ner Taschenlampe zwischen den Zähnen mein Rad ab. Aber es wirkte alles komisch und dann sah ich das Dilemma. Der Rahmen viel auseinander und zwar genau an der Stelle, wo Aluminium-Dropout und Carbonhinterbau verbunden sind. Das ganze ging auch nicht so leicht wieder zusammen. Stein gesucht und den als Hammer verwendet um das ganze wieder zusammen zu schlagen. Von nun an hiess es vorsichtig fahren und so alle 20 km anhalten und wieder alles zusammenschlagen. Es war Nacht und dunkel, ich erkannte beim Fahren eben nicht so gut was da am Hinterbau passierte. Ich merkte nur das sobald ich in den Wiegetritt ging das Hinterrad quer stand und blockierte. Leichtes, gleichmässiges Treten war angesagt und immer wenn ich das Gefühl hatte das Dropout klafft wieder zuweit raus, hielt ich an und schlug mit dem Stein wieder alles rein. Erst in Brampton konnte ich die Sache in Ruhe anschauen und mit dem Mechaniker vor Ort eine Lösung mit den Kabelbindern entwerfen. Ich hatte zwar auch Kabelbinder mit dabei, kam aber in der Nacht nicht auf die Idee da was zu machen. Vielmehr überlegte ich wo ich vlt. Zweikomponentenkleber herbekomme um den Rahmen gleich richtig zu kleben. Alles quatsch – die Kabelbinder taten ihren Dienst und es hielt bis zum Schluss auch wenn ich meinen Tritt umstellen musste und gerade bei den kurzen, heftigen Anstiegen den Rhythmus verliess, Abstieg und die steilen Rampen das Rad schob.
Die anderen LEL 2013 – Bericht:
Pingback: LEL 2013 – Kontrollstation (Teil 5) › 54elf.de
Pingback: LEL 2013 – Sonntag und endlich geht es los (Teil 3) › 54elf.de
Pingback: Flickzeug | Blog