Fast 25 Stunden brauchte ich also für die letzten 350 km. Zur Erinnerung: In den ersten 24 Stunden schaffte ich 550 km. Ein deutlicher Unterschied der sicher zu grossen Teil auf kaputtes Rad, dicken Fuss und dem fehlenden Rückenwind des ersten Tages zurückzuführen sind. Den meine Beine fühlten sich ansonsten gut an. Locker, für die Umstände noch sehr frisch. Auch war ich eigentlich nicht müde, die Nähe zum Ziel gab mir regelmässig Adrenalinschubs. Schon seit Dienstag Mittag traf ich in den Stationen immer wieder die selben Leute. Wir überholten uns kaum, sahen uns unterwegs nie aber trafen immer in den Stationen aufeinander. Dort quatschte man nur ein paar wenige Worte miteinander, alle waren so mit sich beschäftigt aber trotzdem Grüsste man sich und war auf eine merkwürdige Art miteinander verbunden. Man sah die anderen „lebten“ auch noch, waren nicht unbedingt schneller. Das war ein schönes Gefühl. So gab es den Italiener der nur Italienisch konnte, sonst nix und ziemlich grau aussah und scheinbar ohne richtige Navigation fuhr. Ich hatte ihn mal eingefahren und sein Garmin piepste wie wild und er bog immer an den merkwürdigsten Stellen ab so das ich ihm immer zurufen musste das er nicht so ganz von der Strecke abkommt. Oder der deutsche dessen Namen und Herkunft ich vergessen hatte. Er fuhr im Regen immer in so ner Art lila Poncho und wir fuhren echt den halben Weg ziemlich parallel. Im Ziel quatschten wir dann auch noch ne ganze Weile miteinander und auch das wir keinen Meter wirklich zusammen fuhren, hatte wir das Gefühl doch zusammen gefahren zu sein.
Und dann war da wieder Paul, der Ire. Es muss Kirkton gewesen sein wo wir wieder zusammentrafen. Wir quatschten und fuhren gemeinsam die letzten zwei drei bis ins Ziel hielt. Er hatte mich quasi wieder eingefahren und es war eine tolle Abrundung des ganzen. Gemeinsam los – gemeinsam ins Ziel. Ich hatte ja gehoft noch im hellen am Mittwoch anzukommen und so vlt. noch nen Weg in en Pub zu finden. Doch es war dann doch erst kurz vor halb elf Uhr abends. Die letzte Etappe war genial – schnell und leicht, doch die vorletzte knallte nochmal so richtig rein. Hügelig ohne Ende und dann verfuhren wir uns wirklich um ein paar km und landeten in der Hölle: der Autobahn. Doch wir fanden sogar recht schnell nach ein paar km wieder auf den Weg zurück und hatten nur so ca. 1 h vielleicht verloren. Hatte quasi Glück im Unglück als wir den Irtum bemerkten dann doch zufällig wieder in der Nähe der ursprünglichen Route zu sein. Das ganze war dann auch noch mein Fehler, was mir extrem unangenehm war. Naja, passiert halt.
Die Einfahrt ins Ziel war irgendwie unspektalär. Es war dunkel, es gab etwas Applaus aber da ich ja noch die Karte abstempeln lassen musste und sah, ich nähere mich einer vollen Stunde war ich doch sehr interessiert zügig das Rad abzustellen und mich zu registrieren. Das hat vlt das ganze etwas zerstört, aber ich weiss auch nicht was ich sonst gemacht hätte. Weder hatte ich ne Flasche Sekt zum öffnen da noch waren Freunde und Familie im Ziel. Es war schon schön anzukommen, aber es war jetzt vlt. nicht das was man nach so ner langen Tour erwartet, die Routine war die selbe wie immer: Anhalten, Stempeln/Registrieren lassen, essen. Ich weiss nicht mehr wann ich dann zum Zeltplatz bin. Vlt gegen Mitternacht. Ich schwatzte noch mit ein paar Leuten, lies mich und mein Bike fotografieren.
Die Nacht im Zelt war dann ganz schön, naja, sagen wir mal schwierig. Mein Körper war nicht auf Nachtruhe aus. Ich war völlig aus dem Tag/Nacht Rhythmus und mir tat so dann doch so einiges weh, zum Beispiel die Arme. Ich wusste nicht wie ich auf der harten Unterlage im Zelt liegen sollte, die Matratzen der Kontrollstationen waren xmal besser. Ausserdem hatte ich das übliche Sommer-Zelt-Problem: es war zu warm im Zelt. Boah war das unschön. Und wie gesagt, mein Körper kam mit der Pause auch nicht so richtig klar, ich fing an aus dem nix zu schwitzen. Den Donnerstag verbrachte ich grösstenteils im Ziel, lungerte rum, quatschte und ging dann noch am Nachmittag nochmal ordentlich was essen. Dachte ich zumindest und hatte aber echt mit der Portion Fish & Chips und dem Pint Guinness echt zu kämpfen. Olaf aus Wurzen traf ich nochmal, ebenso Anco meinen Zeltnachbarn aus Holland der sich dann am Nachmittag sich schon wieder auf den Weg nach Holland machte. Die beiden anderen Zeltnachbarn (der andere Holländern und Tom aus Osnabrück) trudelten auch im Laufe des Donnerstags ein und es war schön sie wieder zu sehen. Tom wurde von seiner Frau empfangen und am Abend sassen wir noch zusammen und quatschten. Ich baute vor Einbruch der Dunkelheit auch schon mein Zelt ab und packte alles zusammen, da ich am Freitag gegen 5:30 nen Taxi nahm was mich die paar km bis zur Metro brachte. Eine Woche vorher bin ich das noch gelaufen, aber das wollte ich mir diesmal nicht antun. Also schlief ich unter freiem Himmel was zumindest das Problem „Hitze im Zelt“ neutralisierte. Überhaupt schlief ich die zweite Nacht schon besser, aber bis sich ein ordentlicher Tag-Nacht-Rhythmus einstellte dauerte es noch ein paar Tage.
Fazit
Alle die aufmerksam die letzten Tage die Berichte gelesen haben werden es bemerkt haben: ich bin begeistert und das auch heute noch, drei Wochen nach dem Start. Es war toll loszulassen von allem, nur ich und mein Bike. Ein paar Kleinigkeiten dabei aber keine grossen Packtaschen und immer nur von Station zu Station zu biken. Sich kein Gedanken machen zu müssen wo man vlt. morgens um 3 Uhr was zu Essen bekommt. Und wenn ich morgens um 8 Uhr schlafen wollte war auch das kein Problem. Ich mochte die Stimmung und beneide ein wenig die Leute, welche die Stimmung die vollen 116 Stunden ausgekostet haben. Die hatten einfach mehr von LEL als ich. 😉 Ich war mit mir zufrieden (auf der inoffiziellen Resultatliste Platz 73 von knapp 800 Finishern), sah das mein Training davor ausreichend war trotz der fehlenden langen Strecken und Nachtfahrten. Ich habe vieles bei LEL das erste Mal ausprobiert wie 24h zu fahren ohne Schlafpausen und Nachtfahrten und alles klappte prima. Befürchtungen ob man nach ein, zwei Stunden schlafen wieder in die Gänge kommt haben sich auch nicht befürwortet. Hach, „ich will das wieder hin“ rutscht mir hier fast raus. Ich mochte diese Familiäre Stimmung und hoffe, sie wird nicht durch ein zu grosses Wachsen der Teilnehmerzahlen zerstört. Das habe ich auch von vielen gehört die Paris – Brest -Paris gefahren sind: 5000 TeilnehmerInnen vs 1000 macht nen grossen Unterschied. Und trotzdem werde ich wohl vielleicht in 2 Jahren in Paris an den Start gehen sofern das mit der Qualifikation und der dafür notwendigen Zeit klappt. Oder vielleicht ein paar andere langen Sachen. Irgendwas mit 24 Stunden oder so. Mal schauen. Erstmal gibts am kommenden Sonntag den Ötztaler Radmarathon und danach eine vermutlich längere Pause um beide Füsse mal so richtig auszukurieren. Hatte jetzt gerade 2,5 Wochen Pause und so ganz ausgeheilt sind die Füsse nicht. Da liegt also noch etwas Ruhe und Gedult vor mir, auch wenn ich merkte das mir echt was gefehlt hat wenn ich nicht aufs Rad kann. Aber schauen wir mal weiter und eins habe ich ja: die Erinnerungen an eine tolle Woche in UK und ein paar Kontakte zu Menschen, die ich vielleicht auch mal wieder auf dem einen oder anderen Event seh.
Am Ende bleibt mir eigentlich nur noch Danke zu sagen. Danke an meine Familie die mir die Möglichkeit gab die vielen Trainingstouren zu drehen und mich so wie es ging auf LEL 2013 vorzubereiten. Und danke an das LEL OrgaTeam und die vielen Freiwilligen ohne die ich nie und nimmer das geschaft habe was ich geschaft habe. Ihr habt echt eine unglaubliche Arbeit an den Kontrollstationen geleistet und habt Euch herzlich um uns Biker gekümmert. Danke Danke Danke! Es war grossartig!
Die anderen LEL 2013 – Bericht:
- Anreise und Abreise (Teil 1)
- Vor dem Start (Teil 2)
- Sonntag und endlich geht es los (Teil 3)
- Richtiger Rhythmus (Teil 4)
- Kontrollstation (Teil 5)
- Navigation und dicker Fuss. (Teil 6)
- Zurück auf Start oder auch: im Ziel (Teil 7)
Pingback: LEL 2013 – Kontrollstation (Teil 5) › 54elf.de